peter kien
bilder und gedichte
1933 – 1944
Bisher unveröffentlichte Zeichnungen, Aquarelle und
Gedichte von Peter Kien (1919 bis 1944)
Der eine entkam nach Schweden, für den anderen
gab es kein Entrinnen. Peter Weiss und Peter Kien
studierten zusammen an der Prager Kunstakademie.
In seiner Erzählung »Abschied von den Eltern«
schildert Weiss, wie die beiden Freunde eine
Straße entlanggingen und sich direkt vor ihren Augen
ein Mensch in den Tod stürzte. Es war das Jahr
1938. Hitler-Deutschland hatte sich soeben Österreich
einverleibt, in Prag herrschte Panik vor dem
drohenden Einmarsch der deutschen Truppen. Weiss
schreibt: »Fliehe, Peter Kien, bleibe nicht hier.
Fliehe, verstecke dich, du mit deinem hilflos
offenstehenden Gesicht.« Kien, der deutsch-tschechische
Jude, gleich hochbegabt als Lyriker wie
als Maler, blieb. 1941 kam er mit 21 Jahren nach
Theresienstadt, in das Vorzeigeghetto unter
»Jüdischer Selbstverwaltung«, mit dem die Nazis
die Weltöffentlichkeit täuschen wollten.
Drei Jahre lang arbeitete er dort als technischer
Zeichner, porträtierte daneben in vielen hundert
Skizzen und Bildern den Lageralltag, seine
Mitinsassen und schrieb Gedichte. 1944 wurde er
nach Auschwitz deportiert und starb noch im
gleichen Jahr an einer Infektionskrankheit.
Stern, 03.04.2008
Wer kennt ihn heute noch? In Theresienstadt, im
Ghetto, gehörte er zu denen, die anders waren als
die normalen Gefangenen, so weit wie möglich
ignorierten sie die Anweisungen und Verbote, die
Willkür und die Arroganz der Nazis und die teuflisch
ausgeklügelten Erniedrigungen, denen sie ausgesetzt
waren, bevor man sie ermordete.
Arnold Lustig
Anders
Um von den andern mich zu unterscheiden,
die tagewerkelnd durch das Leben gehen
und unbequeme Hindernisse weislich meiden,
musst anders ich als Andre mich gebärden
und glaubte schon, ein Sonderwas zu werden.
Die Andern aber wollten unbescheiden,
als Andre anders, alle Andern schmähn,
wir sind wie vordem gleich und müssen drunter leiden.
Peter Kien